#wirsindmehr

 

 

 

Seit den Ereignissen in Chemnitz versammeln sich viele Bielefelder an jedem Montag vor dem Rathaus und setzen ein Zeichen gegen rechte Hetze und für ein buntes Bielefeld. Am Montag, den 29.10.18 hat unser Jugendpfarrer Thomas Wandersleb stellvertretend für die Evangelische Jugend Bielefeld als Redner an der Veranstaltung aktiv teilgenommen.

Lest hier seine Rede:


Welche Zukunft hinterlassen wir unseren Kindern?

 

Aus vielerlei Gründen beschäftige ich mich in den letzten Wochen und Monaten immer wieder mit dieser Frage. Ein Grund sind sicherlich die bestürzenden gesellschaftlichen Veränderungen, die wir erleben. Davon erzählt z. B. der Auszug aus dem Chor des Hasses, den wir eben gehört haben.

 

Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, welche Zukunft wir unseren Kindern hinterlassen; aber ich will daran arbeiten, dass es eine gute Zukunft sein wird. Lassen Sie mich dazu einige Gedanken entwickeln:

 

„Wir wird heute -“  so fragt der Medienwissenschaftler, Bernhard Pörksen, „da sich die Kriminalitätsrate in diesem Land auf dem niedrigsten Stand seit 1992 befindet, gut ein Viertel der Flüchtlinge des Jahres 2015 eine Stelle gefunden haben, die Wirtschaft brummt, die Zahl der Arbeitslosen sinkt - über unsere Gegenwart nachgedacht? Wie wird in Zeiten, in denen sich das Engagement gegen Populisten und Rechtsradikale und für eine gelingende Integration, gegen den Klimawandel und die Verhüllung des Planeten dringend intensivieren müsste, die Zukunft beschrieben? Die Antwort: düster, deterministisch…“ (aus: Die Zeit Nr. 42. 11. Oktober 2019. S. 73)

Er führt diese Ratlosigkeit darauf zurück, dass der Mitte die sinnstiftenden Erzählungen weithin fehlen und weil „man die Krisengefühle mit solcher Hingabe pflegt, kann der Extremismus der Erregung derart ungehindert wuchern“ fährt er fort. „Und auch deshalb schlägt die große Stunde der Emotionsproduzenten von Rechts“ fügt er hinzu. (aus: Die Zeit Nr. 42 aaO. S. 74)

Wie diese Situation zu ändern sei, fragt Pörksen und macht drei Veränderungsvorschläge. Einer geht an die Politik, einer geht an den Journalismus und einer richtet sich an uns:

Er erinnert uns daran, dass die Geschichte von Menschen gemacht wird. Er warnt uns davor, uns leichtfertig von den Aufklärungsgedanken zu verabschieden und er schreibt uns Folgendes ins Stammbuch:

„Demokratie lebt von der Idee der Mündigkeit. Und dem Vertrauen darauf, dass Bildung gelingen kann. Hoffnung ist, so gesehen, alternativlos. Zumindest für Demokraten.“ (aus: Die Zeit Nr. 42 aaO. S.74)

 

 

Also, Demokratie lebt von Mündigkeit und Bildung, von Vertrauen und Hoffnung.

 

Bildung

DaZ = Deutsch als Zweitsprache an weiterführenden Schulen in NRW und Thüringen.

Simon Morris-Lange vom Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration sagt: „DaZ ist der Zentralschlüssel für Integration.“ (aus: Süddeutsche Zeitung Nr. 241. 19. Oktober 2019. S.7)

 

Wird von bundesweit gesuchten Spezialisten* unterrichtet - anfangs 6 bis 7 Stunden pro Woche, dann drei, dann eine.

*Wie alphabetisiere ich 14jährige?

*Wie vermittle ich Inhalte ohne gemeinsame Sprachgrundlage?

*Welche Kulturbesonderheiten muss ich kennen?

 

Schule und Eltern müssen zusammenarbeiten!

 

Mündigkeit

Das Kaninchen muss die Schlange verhungern lassen

(Alard von Kittlitz in: Die Zeit Nr. 42 aaO. S.64)

 

Was sagt uns das Bild vom Kaninchen vor der Schlange? Das Kaninchen ist einfach dumm!

Wir sitzen vor der AfD wie das Kaninchen vor der Schlange.

 

Kaninchen hat Angst, ist hypnotisiert vom Anblick der Schlange, die auf seltsame Weise fast schön, weil so kompromisslos anders, kaltblütig und berechnend ist.

 

Kaninchen könnte weglaufen, es ist schneller als die Schlange, irgendwann wird diese verhungert und vergessen sein.

 

Obwohl wir wissen, dass die breite Mehrheit der Bevölkerung nicht mit der AfD sympathisiert, befassen wir uns obsessiv und ohne Unterlass mit dieser Partei. Ein Tabubruch aus den Reihen einer Partei, die sich Tabubrüche zum Prinzip gemacht hat, ist keine Neuigkeit mehr!

 

Lasst uns über diese Partei kein unnötiges Wort mehr verlieren. Lasst uns vielmehr über die Demokratie reden.

Das Kaninchen muss die Schlange verhungern lassen

(Alard von Kittlitz in: Die Zeit Nr. 42 aaO. S.64)

 

 

Hoffnung und Vertrauen

 

Feine Sahne Fischfilet - vorpommersche Punkband - spricht all jene an, die jung und wild sein wollen - aber keine Faschofratzen

Googelt mal ein bisschen, wenn ihr die nicht kennt. Lest mal über den Lebensweg von Jan Gorkow, genannt Monchi, und informiert euch über seinen Besuch auf der griechischen Insel Lesbos im Lager Moria. S.o.

 

Also, Demokratie lebt von Mündigkeit und Bildung, von Vertrauen und Hoffnung. Wenn wir dafür eintreten ist mir um die Zukunft unserer Kinder nicht bange.

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